Hell, freundlich, barrierefrei: Der große Sitzungssaal im Herrenberger Rathaus ist kaum wiederzuerkennen. Noch laufen die Umbau- und Sanierungsarbeiten, doch Ende November soll der Ratssaal fertig sein. Dann werden dort auch wieder die Sitzungen der Gemeinderats-Ausschüsse stattfinden.

Esther Elbers

Die Handwerker arbeiten in der guten Stube des Rathauses im ersten Obergeschoss aktuell auf Hochtouren. Auch wenn noch nicht alles fertig ist, wird schon jetzt deutlich, dass sich der zuvor recht düstere, in die Jahre gekommene Ratssaal in einem völlig neuen Gewand präsentiert. „Der Raum war früher nicht sehr einladend“, sagt Architektin Stanislava Häussler vom städtischen Gebäudemanagement. Sie hat den Umbau geplant und zudem die Bauleitung inne. Der alte Teppichboden ist verschwunden. Ebenso die Podeste mit den festverschraubten Tischen für die Gemeinderatsfraktionen. Auf dem Boden wurde helles Parkett verlegt – und die Bestuhlung wird künftig flexibel möglich sein. Um den heutigen Anforderungen für den Feuerschutz gerecht zu werden, wurde eine Brandschutzdecke installiert. „Wir haben da einen Mangel im Bestand festgestellt, den wir somit behoben haben“, erklärt Stanislava Häussler im „Gäubote“- Gespräch.

Bei den früheren Gremiumssitzungen im Ratssaal zeigte sich immer wieder: Die Akustik war verbesserungswürdig, oft waren die Wortbeiträge nur schlecht zu verstehen. Das soll nun der Vergangenheit angehören. Dafür sorgt eine Akustikdecke mit 16 sogenannten Akustiksegeln, die waagrecht zur Decke abgehängt sind und den Schall dämpfen. Zwischen den schallschluckenden Elementen sind LED-Leuchten angebracht. Ebenfalls an der Decke ist nun eine Kühlung eingebaut: Warme Luft wird dabei nach außen abgeführt und kühle Luft in den Raum transportiert. Die dafür notwendigen Ventilatoren wurden in drei Lichtschächten zur Rathausgasse hin untergebracht.

Darüber hinaus verfügt der Ratssaal nun über neue Fenster, da die alten undicht waren. Im Vorgriff auf die noch anstehende gesamte Heizungssanierung wurde schon jetzt ein neuer Heizstrang eingebaut, der vom Technikraum im Erdgeschoss bis zum zweiten Obergeschoss führt. Die Heizkörper, die sich im Ratssaal hinter der Holzvertäfelung befinden, sind ebenfalls neu. Des Weiteren verfügt der Ratssaal über eine Brandmeldeanlage, eine Notbeleuchtung und Piktogramme, die den Fluchtweg markieren.

Auch wenn der Raum nun hell und moderner wirkt, so war es Stanislava Häussler doch wichtig, den alten Stil zu bewahren: „Die Holztäfelungen an den Wänden haben wir erhalten.“ Allerdings sind die Vertäfelungen nun nicht mehr dunkel, sondern wurden in der Farbe lichtgrau gestrichen. Die Tische, die dort aufgestellt werden, haben Chromgestelle und hölzerne Tischplatten mit einer anthrazitfarbenen Beschichtung. Der Ratssaal ist auch für Empfänge und Präsentationen geeignet, rund 100 Personen finden dort auf Stühlen Platz.

Anschluss über früheres Trauzimmer

Eine der wichtigsten Neuerungen ist die Barrierefreiheit. Um auch Rollstuhlfahrern einen Zugang zu ermöglichen, wurde auf der Rückseite des Rathauses, das im Jahre 1806 erbaut wurde, eine Mauer durchbrochen. Von der Rathausgasse gelangen Rollstuhlfahrer nun in das ehemalige Trauzimmer. „Ursprünglich war dort eine winzige Kerkerzelle. Beim Rückbau hat man deutlich gesehen, wo einst die Wände verlaufen sind“, berichtet Stanislava Häussler. Jetzt ist dort ein kleines Foyer entstanden, von dem man zu einem barrierefreien WC gelangt. Auch eine Garderobe ist in dem Vorraum untergebracht, an dem ein Technikraum mit einem Verteilerschrank anschließt. „Die Elektroverkabelungen mussten neu gemacht werden“, erläutert die Architektin. Im Zuge der Barrierefreiheit wurde auf der Ebene vor dem Oberamt ein behindertengerechter Parkplatz geschaffen. Von dort erreicht man über einen Abschnitt der Rathausgasse, der mit kleinformatigen Steinen neu gepflastert wurde, den barrierefreien Eingang. Grund für den neuen Belag: Das zuvor großformatige Kopfsteinpflaster war für Rollstuhlfahrer sehr beschwerlich.

Wenn nun ab Ende November die Gemeinderats-Ausschüsse wieder hier tagen, endet das längere Zwischenspiel in der Alten Turnhalle. Die Gemeinderatssitzungen sollen indes – wegen der Größe des Gremiums – auch künftig in der Alten Turnhalle stattfinden.

Stanislava Häussler beziffert die Kosten für die Umbau- und Sanierungsarbeiten, die seit Juni laufen, auf knapp 700000 Euro. Zum Gesamtpaket gehört der Umbau des kleinen Sitzungssaals, der direkt neben dem Ratssaal liegt. Auch dieser Raum wurde unter anderem mit einer Brandschutz- sowie einer Akustikdecke ausgestattet. An den kleinen Sitzungssaal grenzt ein ehemaliges Büro, das in eine Teeküche für die Verwaltungsmitarbeiter verwandelt wurde – „darauf freuen sich die Mitarbeiter bereits“, sagt Stanislava Häussler. Freilich brachten die Bauarbeiten mitten im Gebäude für die Rathaus-Crew einigen Lärm mit sich: „Es gab sicherlich Zeiten, in denen es lauter war. Aber mit den kleinen Einschränkungen haben sich alle abgefunden – die Mitarbeiter stehen alle dahinter“, weiß die Architektin.

Text: Esther Elbers

Pressemitteilung – Gäubote